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Blog-Einträge von Amazing2014
28.05.2014 - 18:26 h Anke Ritter - Ab durch die Mitte

Wütend ging er die Treppe runter, von der Terrasse auf den Hof. Die Tür vibrierte noch vom lauten Knall mit dem er sie zugeworfen hatte und er fluchte und schimpfte halblaut vor sich hin.

Er stapfte übers Feld zur Scheune, die Hühner stoben auseinander und der Hund verzog sich in seine Hütte. Es war wieder so weit. `Verdammte Affenscheisse` dachte er `hat die Alte nicht mehr alle Tassen in ihrer hohlen Birne? Sie weiß doch ganz genau, dass man als Kerl was vernünftiges zwischen die Zähne braucht. Da serviert die ne Suppe, ich kanns nicht fassen.` Er war schon bald an der Scheune angekommen, die Wut lies langsam nach, er grinste hämisch. `Nun, die Suppe kann sie jetzt alleine löffeln, hä hä hä, was anderes sollte sie auch nicht beissen können. „hä, hä hä“, er lachte jetzt laut und je lauter er lachte, um so besser fühlte er sich. Er drehte sich kurz um und rief in Richtung Haus: „so´ne Suppe ist gut für Leute ohne Zähne . . . hahahaaaaa“.

Die Tür quietsche als er sie öffnete und ins Halbdunkel der Scheune trat. Da stand sie, Chrom und schwarzer Lack. Ein Traum, sein Traum, die Erfüllung seiner Träume, etwas für Kerle nicht für Memmen. Als er das Motorrad ankicken wollte sah er kurz etwas am Krümmer. `Hä?, wasn das?` er bückte sich und fasste drüber. Ein Stofffetzen, der Rest einer Jeans. Er grübelte kurz und grinste, als die Erinnerung kam. `ach ja, der Penner, der unter dem LKW lag und sich vom Motor aufwärmen lies. Tja, was streckte er auch die Beine auf den Parkplatz.` Das knacken eines Knochens hörte er jetzt wieder in seiner Erinnerung. `Das war toll, das hat Spaß gemacht´ dachte er bei sich und grinste. Er kickte das Motorrad an, schob sein Prunkstück langsam raus, und legte den ersten Gang ein. Seine Jagd begann.

Seit einiger Zeit war diese spezielle Jagd ein Zeitvertreib für ihn. Es lenkte seine Wut, die er auf den Chef, die Kollegen, seine Kinder und insbesondere auf seine Frau und die ganze Welt hatte, auf Menschen, die ihm zufällig über den Weg liefen. Er schaute auf die Benzinuhr; `ach, für heute abend reicht es noch´, also fuhr er an der Tankstelle vorbei, dreht den Hahn auf und verschwand aus der Stadt.

Es war nicht mehr viel los in Emersonville, viele waren fortgezogen, hatten sich woanders Arbeit und ein neues Zuhause gesucht. „Diese gottverdammten Idioten“, schimpfte er, „es muß ja mit allem bergab gehen, wenn hier keiner mehr wohnen oder arbeiten will“ und in dem Moment fiel sein Blick auf die Ponys, die mit einem Hänger, am Auto vor ihm, transportiert wurden. Er fuhr langsam näher, schaute sich Auto, Hänger und Tiere genauer an. Als er auf Höhe des Hängers war verursachte er mit einem lauten Knall eine Fehlzündung. Beide Tiere erschraken sofort und machten heftigste Bewegungen, so dass der Anhänger anfing mitsamt Auto zu schlingern. Er lachte, schaute sich den Fahrer an wie der langsam alles wieder in den Griff bekam, lachte noch mehr, und gab dann Gas.

Er dachte an die letzten beiden Male zurück. Der Anhalter, der vom anfahrenden Motorrad fiel als er sich gerade aufsetzen wollte. Oder die heiße Braut mit ihrem kaputten Auto, die sich selbst im Graben noch wehrte. Ganz hervorragend war auch immer der kleine Parkplatz, aber niemand war da. Er war ein Schwein, das wusste er und fand es gut. Er war ein Schläger und es ging ihm super, wenn er andere quälen, ihnen blaue Flecken verpassen oder sogar die Knochen brechen konnte. Ein Kollege nannte ihn sogar pervers, aber dagegen wehrte er sich heftig. Prügel haben noch niemandem geschadet, im Gegenteil, sie zeigten einem die wahre, harte Wirklichkeit und er sorgte dafür, dass die Leute diese Wirklichkeit begriffen.

Es war eine ruhige Nacht, die Straße war leer, der Mond schien und er konnte ab und an ein paar Kaninchen sehen, wie sie vor dem Lärm des Motors flüchteten. Die Route, die er gewählt hatte wurde nicht viel befahren, ein paar Autos, ein paar Motorradfahrer die nachts auf dem Heimweg der Polizei auf dem Highway entgehen wollten, kaum mehr.

Sein Ärger, der sich durch die Aktion mit den Ponys ein wenig gelegt hatte, flackerte wieder auf. Er war schon am überlegen, ob er einfach mal die Straße verlassen sollte, als er in weiter Ferne 2 Lichter sah. Nur kurz sah, denn die Straße war schnurgerade aber sehr hügelig, fast wie eine kleine Achterbahn. Da waren sie wieder, deutlicher als vorher. Er konnte die beiden Lichter wieder sehen, als sie über den nächsten Hügel herüber fuhren. Er überlegte was er nun damit anfangen könnte. `Der fährt genau so schnell wie ich. Wenn ich auf nem Hügel bin, dann ist er es auch´. Der nächste Hügel kam, und mit dem Hügel die beiden Lichter. Er sah sie deutlich, aber diesmal waren sie unterschiedlich hoch, nicht viel, aber für ihn doch sichtbar.

`Also 2 Motorradfahrer auf dem Weg nach Hause, wahrscheinlich halb besoffen . . . denen werde ich es zeigen.´

Seine Laune hob sich merklich, er hielt seine Geschwindigkeit genau ein, auch wenn es ihm in der Hand zuckte, die Rolle auf Anschlag zu drehen. Es war nur noch ein Hügel vor ihm. Nach seinen Berechnungen, müssten sie sich treffen sobald er über die Kuppe des nächsten Hügels hinweg fuhr. Er hörte Motorgeräusch.

`ja´, er freute sich, ` die werden vor Schreck von den Motorrädern fallen, wenn ich mitten durch sie hindurch fahre, ich hör schon ihre Knochen knacken´.

Er fuhr den Berg hoch, die Bergkuppe kam, das grinsen ging in ein lachen über, jetzt konnte er etwas mehr Gas geben und er rief laut: `yeaaahhhhhh . . . . ab durch die Mitte´.

Als er mit hoher Geschwindigkeit über die Kuppe fuhr hatte der LKW-Fahrer keine Chance ihm auszuweichen. Mit einem hässlichen Geräusch knallen Motorrad und Motorradfahrer auf den LKW und werden auseinandergefetzt. Die Bremsen des LKW quietschen, als das letzte lachen eines Wahnsinnigen erstirbt. In der Ferne, hinter den Bergen, hört man Donner grollen und ein paar Blitze zucken.








Epilog:
Eine Woche später, in einem kleinen, verlassenen Ort geht eine Frau langsam die Stufen vom Haus hinab, sie will zur Scheune. Die verdrehten Gelenke müssen noch gestützt werden, der Gips stört etwas, aber die Blutergüsse im Gesicht sehen nicht mehr ganz so schlimm aus. Nur zum Zahnarzt sollte sie bald gehen. Vielleicht nimmt sie auch gleich ihre Kinder mit. `ach ja´ seufzte sie, `manchmal schickt der Himmel doch noch Gerechtigkeit´.

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